Dieses Problemfeld behandelt nur die Gefährdung der Gesundheit durch Schadstoffe. Die Defizite in der Gesundheitsversorgung werden in weiteren Problemfeldern angerissen, z.B. Zugang zu Sanitärversorgung (Problemfeld (10)) und Fehl- und Mangelernährung (Problemfeld (12)). Durch Schadstoffeinträge werden vielfältige und massive gesundheitliche Belastungen hervorgerufen, diese werden getrennt nach den Bereichen: (1) Wasser, (2) Luftschadstoffe und (3) Abfälle betrachtet.
Wasserverschmutzung durch Emissionen & Schadstoffe
Die Wasserverschmutzung wird durch die industrielle und landwirtschaftliche Nutzung des Wassers hervorgerufen. Hinzu kommt die Verschmutzung durch Überflutungsereignisse, bei denen Schadstoffe in das Wasser gelangen. Die Verschmutzung gefährdet die Biodiversität (siehe Problemfeld (2) – Naturbelastung), aber auch die menschliche Gesundheit. Die Eutrophierung führt allein in den USA zu jährlichen Schäden in Höhe von 2,2 Mrd. USD. In China leiden 60 % der Seen unter Eutrophierung (UNESCO 2020: 20-22, 47-48).
Eine hohe Phosphatkonzentration in Flüssen senkt die Wasserqualität und führt zu Eutrophierung. In der EU 28 war die Konzentration im Jahr 2018 auf 0,059 mg/l gestiegen, neuere Zahlen liegen nicht vor. In Deutschland liegt die Konzentration zwischen 2015-2018 stabil bei 0,061 mg/l. In Belgien war die Phosphatkonzentration im Jahr 2018 am höchsten mit 0,198 mg/l (Eurostat: SDG_06_50).
Die Entwicklungen des Indikators Sanitärversorgung wird in Problemfeld (10) behandelt.
Bewertung
Durch die zunehmenden Wetterextreme (siehe Problemfeld (1)) werden Überflutungsereignisse und die damit einhergehende Wasserverschmutzung auch eher zu als abnehmen. Um einer Eutrophierung entgegenzuwirken, muss die Phosphatkonzentration gesenkt werden, auch hier besteht Handlungsbedarf. Wie sich die Phosphat-konzentration in Europe entwickelt bleibt abzuwarten, gemäß der Wasserrahmenrichtlinie müssen alle Gewässer bis zum Jahr 2027 einen guten ökologischen Zustand erreichen (RL 2000/60/EG). In Deutschland sind, laut der Nachhaltigkeitsstrategie 2016 (BReg 2017: 107), die Orientierungswerte für Phosphor spätestens im Jahr 2030 einzuhalten.
Luftverschmutzung durch Emissionen & Schadstoffe
Luftverschmutzung gilt als größte umweltbedingte Gesundheitsgefahr, da viele Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen auf schadstoffbelastete Luft zurückzuführen sind. Im Jahr 2016 entsprach die Atemluft von 90 % der Stadtbevölkerung nicht dem Richtwert der Weltgesundheitsorganisation für Feinstaub. Die UN schätzen, dass im gleichen Jahr die Schadstoffimmissionen etwa 4,2 Mio. vorzeitiger Todesfälle verursacht haben (UN 2020: 47). Wesentliche Emittenten sind Kohlekraftwerke, Industrie und der Verkehr.
Die Belastung durch Feinstaub ist in den europäischen und deutschen Städten seit 2015 nicht mehr spürbar zurückgegangen. In Europa schwanken die Werte zwischen 22 und 23 µg/m³, in Deutschland zwischen 18 und 19 µg/m³ (Eurostat: SDG_11_50).
Als Graphik hier verfügbar:
Und als Datensatz hier:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_11_50/default/table?lang=de
Lärm, gilt auch als Luftemissionen und als schädlich. Während in der EU 27 der Anteil der Bevölkerung, der laut eigener Aussage, von Lärm betroffen ist, seit 2010 von 20,6 % auf 17,3 % im Jahr 2019 gesunken ist, stieg er in Deutschland von 25,7 % (2010) auf 27,8 % (2018) an. Im Jahr 2019 sank dieser Wert auf 26,1 %.
Als Graphik hier verfügbar:
Und als Datensatz hier:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_11_20/default/table?lang=de
Bewertung
Vor allem in den Städten sind die Belastungen durch Luftverschmutzungen gestiegen, so stieg für die Hälfte der Weltbevölkerung zwischen 2010 und 2016 die Belastung durch Feinstaub und dürfte weltweit zu ca. 4,2 Mio. vorzeitiger Todesfälle geführt haben. Während in der Covid 19-Pandemie gingen aufgrund geringerer Verkehre und Produktion die Belastungen durch Luftschadstoffe deutlich zurückging. Es ist aber damit zu rechnen, dass die Emissionen wieder auf den Stand von vor der Pandemie steigen werden, oder diese sogar überschreiten, da Umweltschutzgesetze gelockert oder aufgehoben werden könnten, um so das Wirtschaftswachstum wieder zu steigern (UN 2020: 47).
Die Bewertung von Lärm ist subjektiv und gibt gleichzeitig sowohl die Lärmbelästigung als auch das tolerierte Ausmaß an. Daher bedeutet ein Anstieg des Indikators nicht unbedingt einen realen Lärmanstieg, sondern ggf. auch ein Rückgang an Toleranz gegenüber Lärm. Ein über Jahre rückläufiger Trend, ist dennoch ein Zeichen für weniger Lärmbelastungen.
Abfallmengen
Ausreichende Daten über die Abfallmengen und ihre Zusammen¬setzung existieren nur für die OECD Staaten. Der globale Abfallbericht (UNEP 2015: 54) schätzt das weltweite Abfallaufkommen auf ca. 7 10 Mrd. t Abfälle, davon ein Viertel Siedlungsabfälle.
Das Abfallaufkommen in Europa ist, nach einem Rückgang bis 2012, in den letzten Jahren wieder auf durchschnittlich 1.818 kg/Kopf im Jahr 2018 gestiegen. Der Wert für Deutschland erreichte im Jahr 2014 eine Spitze (1.908 kg/Kopf), sinkt seitdem wieder und lag im Jahr 2018 bei 1.872 kg/Kopf. Es steigt tendenziell seit der Jahrtausendwende (Eurostat: T2020_RT100).
Vor allem die Menge des erzeugten Elektroschrotts steigt schneller als die Wiederverwertungsquote. Zwischen 2000 und 2019 stieg der weltweite Elektroschrott pro Jahr und Kopf von 5,3 kg auf 7,3 kg, während sich die Wiederverwertung nur von 0,8 kg auf 1,3 kg erhöhte. Dabei liegt der Anteil der Wiederverwertung in Europa und Nordamerika mit durchschnittlich 5 kg am höchsten (UN 2020: 48).
Als Graphik hier verfügbar:
Und als Datensatz hier:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_12_50/default/table?lang=de
Bewertung
Vor allem im Zusammenhang mit der Übernutzung natürlicher Ressourcen und der niedrigen Recyclinquoten (siehe Problemfeld (3)), sind die steigenden Abfallmengen problematisch und täuschen nicht über kleine Erfolge hinweg.
Links zu den nächsten Problemfeldern
Problemfeld (4) | Problemfeld (6) |
Literatur
Bundesregierung (2017): Neuauflage 2016. Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie.
Eurostat – statistisches Amt der Europäischen Union: SDG_06_50. SDG_06_50 – Phosphatkonzentration in Flüssen. URL: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_06_50/default/table?lang=de.
Eurostat – statistisches Amt der Europäischen Union: SDG_11_50. SDG_11_50 – Belastung durch Luftverschmutzung mit Schwebstaub. URL: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_11_50/default/table?lang=de.
Eurostat – statistisches Amt der Europäischen Union: T2020_RT100. T2020_RT100 – Abfallaufkommen ohne dominante mineralische Abfälle. URL: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/t2020_rt110/default/table?lang=de.
Richtlinie (EU) 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (2021).
UN – United Nations (2020): The Sustainable Development Goals Report 2020.
UNEP – United Nations Environment Programme (Hrsg.) (2015): Global waste management outlook.
UNESCO – United Nations Educational Scientific and Cultural Organization (2020): Water and climate change. United Nations World Water Development Report 2020. The United Nations world water development report, 2020. [S.l.].