Problemfeld (3) – Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen

Die heute eingesetzten Techniken und die Lebensstile der Menschen in den Industrie- und Transformationsstaaten sowie den Bevölkerungsreichen Schwellenländern lassen den globalen Energieverbrauch und Materialdurchsatz Jahr für Jahr ansteigen. Fossile Energieträger, die Mio. Jahre zur Entstehung benötigten oder nur einmal auf der Erde vorhanden sind, werden innerhalb weniger Jahrhunderte verbraucht, vor allem Erdöl, das eigent­lich – auch auf Grund der Klimaerwärmung – nur noch für Kunststoffe genutzt werden dürfte.

Die Funktionen von Böden sind vielfältig und für die Menschheit existenziell: Sie sind der Lebensraum für viele Mikroorganismen und wichtige Wasser- und Kohlenstoffspeicher sowie Grundlage für den größ­ten Teil der Nahrungsmittelproduktion. Sie entstehen in Jahr­hunderten bis Jahrtausenden aus verwittertem Gestein und abgestorbener Biomasse (daher werden sie auch zu den nicht-erneuerbaren Res­sourcen gezählt, die knapp sind). In den letzten Jahrzehnten wurden große Bodenflächen ver­siegelt oder zerstört.

Fossile Brennstoffe

Der Weltenergieverbrauch stieg zwischen 2010 und 2015 um 6 % (fossile um 5 %); seit 2015 ist er bereits um weitere 5 % (fossile um 4 %) auf insgesamt 26,6 Mio. TRÖE bis 2018. Der Anstieg hat sich seit Beginn des Jahrtausends verlangsamt (IEA 2020: TPEAbySource). Dennoch gehen Prognosen vor dem Hintergrund eines anhaltenden Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums davon aus, dass der weltweite Energieverbrauch bis 2050 um bis zu 50 % ansteigen wird (EIA 2019). Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird nicht die förderbare Energiemenge das fossile-Energiezeitalter beenden, sondern die Aufnahme­fähigkeit der Atmosphäre. Konsequenz: die Menschheit darf nicht alle fossilen Energieträger fördern, die zur Verfügung stehen (vor allem nicht Kohle und Erdöl).

Sowohl in der EU‑27 als auch in Deutschland sinkt der inländische Materialverbrauch für fossile Energieträger im Trendverlauf. Im Jahr 2019 erreichte er den bisher niedrigsten Stand mit 1,27 Mrd. t in der EU-27 und 367 Mio. t in Deutschland (Eurostat: env_ac_io10).

Als Graphik hier verfügbar:

SDG 7_10 Primärenergieverbrauch

Und als Datensatz hier:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_07_10/default/table?lang=de

Bewertung

Solange die weltweiten Subventionen in fossile Brennstoffe weiter steigen, von 318 Mrd. USD (2015) auf 427 Mrd. USD (2018), wird der Verbrauch nicht abnehmen sondern weiter steigen (UN 2020: 17). Der Material-Fußabdruck der fossilen Brennstoffe stieg zwischen 2010 und 2017 ebenfalls um 12,2 % an (UN 2020: 48).

Positiv ist zu bewerten, dass der Primärenergieverbrauch (PEV) in der EU‑27 und Deutschland seit 2015 (Referenzjahr = 100 %), mit Schwankungen, abnimmt. Im Jahr 2019 betrug der PEV in Deutschland 87,9 % und in der EU-27 immerhin 90,3 % des Referenzwertes.

Endliche Rohstoffe & Recycling

Der globale Materialverbrauch wächst rascher als die Bevölkerung und die Wertschöpfung, d.h. die Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen nimmt immer stärker zu. So wuchs der globale Materialverbrauch von 73,2 Mrd. t (2010) auf 85,9 Mrd. t (2017) um 17,4 % (UN 2020: 48).

In der Tendenz nimmt der gesamte inländische Materialverbrauch (DMC) in Deutschland und Europa ab. Allerdings ist diese Entwicklungen Schwankungen unterworfen. So lag der DMC der EU‑27 im Jahr 2019 bei 6,3 Mrd. t und war damit fast genauso hoch wie im Jahr 2010. In Deutschland lag der DMC im Jahr 2019 bei 1,2 Mrd. t und war damit nur 3 % niedriger als im Jahr 2010 (Eurostat: env_ac_mfa).

Als Graphik hier verfügbar:

SDG 12_20 Ressourcenproduktivität und inländischer Materialverbrauch

Und als Datensatz hier:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_12_20/default/table?lang=de

Die Nutzungsrate wiederverwendbarer Stoffe stieg in der EU‑27 im Jahr 2019 auf 11,8 % des inländischen Materialverbrauchs, wobei sich der Anstieg seit 2012 verlangsamt hat. In Deutschland betrug diese Nutzungsquote im 12,3 % (2019) (Eurostat: SDG_12_41).

Als Graphik hier verfügbar:

SDG 12_41 Nutzungsrate wiederverwendbarer Stoffe

Und als Datensatz hier:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_12_41/default/table?lang=de

Auch wenn zurzeit keine wirklich knappen Rohstoffe existieren, sind doch einige (z.B. die sogenannten seltenen Erden, die eigentlich Metalle sind) doch seltener in der Erdoberfläche vorhanden als andere Stoffe. Vor allem finden sich diese Metalle nur in wenigen – zum Teil politisch instabilen Ländern – was ein erhebliches Konfliktpotential beinhaltet. Immerhin wurde von der EU eine Verordnung zum Verantwortungsvollem Bezug der Konfliktminerale Gold, Zinn, Wolfram und Tantal verabschiedet. Diese Verordnung trat am 1. Januar 2021 in Kraft (Verordnung (EU) 2017/821).

Bewertung

Die Mitgliedsländer der EU und die Mehrzahl der UN-Mitgliedsstaaten sind sich darüber einig, dass die Weltgemeinschaft dringend handeln muss, um die Rohstoffabhängigkeit zu senken und Wiederverwertung und Kreislaufwirtschaft zu fördern, um so die Umweltauswirkungen des Ressourcenverbrauchs zu verringern. Die nicht nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen setzt sich fort und nicht metallische Minerale umfassen fast die Hälfte des globalen Fußabdrucks. Dabei lag der Material-Fußabdruck im Jahr 2015 in Ländern mit hohem Einkommen zehnmal so hoch, wie in Ländern mit niedrigem Einkommen (UN 2020: 48).

Böden – Versiegelung & Erosion

Ein weiterer Indikator des Verbrauchs endlicher Ressourcen ist die Flächennutzung für Siedlungen und Verkehrs-Infrastruktur. In der EU 27 schwankt die Zunahme der versiegelten Bodenfläche zwischen 1,6 1,7 %. In Deutschland liegt sie über 4 %, mit zuletzt steigender Tendenz. Der Flächen-versiegelungsindex stieg seit dem Referenzjahr 2006 von 100 auf 106 in Deutschland und 108,3 in der EU 27 (Eurostat: SDG_15_41).

Weltweit sind rund 20 % aller Flächen von Landdegradation (Zerstörung aufgrund von Wasser- und Winderosion) betroffen (UN Stats 2020: INDICATOR 15.3.1). In der EU-27 sind über 5 % der Flächen von starker Bodenerosion von mehr als 10 t pro Hektar betroffen, in Deutschland 1,3 % (Eurostat: SDG_15_50).

Als Graphik hier verfügbar:

SDG 15_41 Flächenversiegelungsindex

Und als Datensatz hier:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_15_41/default/table?lang=de

Bewertung

Weltweit ist eine Landfläche von über 2 Mrd. ha, betroffen und betrifft ca. 3,2 Mrd. Menschen. Zwischen 2000-2015 gab es einen Nettoverlust natürlichen und seminatürlichen Bodens. Die Landdegradation muss reduziert bzw. umgekehrt werden. Nur durch Widerherstellungs-, Erhaltung – und andere Flächenbewirtschaftungsmaßnahmen lässt sich ein Betrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten (UN 2020: 54).

Auch wenn die Fläche die pro Tag in Deutschland für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Anspruch genommen wird langsam sinkt (von 120 ha/Tag (1993-1996) auf 69 ha/Tag (2014)) ist der Zielwert von unter 30 ha/Tag (2030) noch nicht erreicht (BReg 2017: 158-159). Dies lässt einen positiven Trend erkennen.

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Literatur

Bundesregierung (2017): Neuauflage 2016. Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie.

EIA – U.S. Energy Information Administration (2019): with projections to 2050. International Energy Outlook 2019.

Eurostat – statistisches Amt der Europäischen Union: env_ac_io10. env_ac_io10 – Emissionen von Treibhausgasen und Luftschadstoffen verursacht durch die letzte Verwendung von CPA08 Gütern. URL: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/env_ac_io10/default/table?lang=de.

Eurostat – statistisches Amt der Europäischen Union: env_ac_mfa. env_ac_mfa – Materialflussrechnung. URL: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/env_ac_mfa/default/table?lang=de.

Eurostat – statistisches Amt der Europäischen Union: SDG_12_41. SDG_12_41 – Nutzungsrate wiederverwendbarer Stoffe. URL: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/env_ac_mfa/default/table?lang=de.

Eurostat – statistisches Amt der Europäischen Union: SDG_15_41. SDG_15_41 – Flächenversiegelungsindex. URL: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_15_41/default/table?lang=de.

Eurostat – statistisches Amt der Europäischen Union: SDG_15_50. SDG_15_50 – Geschätzte Bodenerosion durch Wasser – von schwerer Erosionsrate betroffenes Gebiet. URL: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_15_50/default/table?lang=de.

IEA – International Energy Agency (2020): TPEAbySource. IEA World Energy Balances 2020 – Total energy supply (TES) by source, World 1990-2018. URL: https://www.iea.org/data-and-statistics?country=WORLD&fuel=Energy%20supply&indicator=TPESbySource.

UN – United Nations (2020): The Sustainable Development Goals Report 2020.

UN Stats – United Nations (2020): INDICATOR 15.3.1. INDICATOR 15.3.1: Proportion of land that is degraded over total land area Proportion of land that is degraded over total land area (%) AG_LND_DGRD. URL: https://unstats.un.org/sdgs/indicators/database/.

Verordnung (EU) 2017/821 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Mai 2017 zur Festlegung von Pflichten zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette für Unionseinführer von Zinn, Tantal, Wolfram, deren Erzen und Gold aus Konflikt- und Hochrisikogebieten (2022).