20. Nachhaltigkeitsforum
„Nachhaltiges Wirtschaften und Innovationen“
Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts werden die Wirtschaft in Zukunft immer mehr prägen. Um die Wirtschaft zukunftsorientiert und international wettbewerbsfähig zu gestalten, bedarf es daher nachhaltigen Handelns. Innovationen müssen zukünftig im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaft entstehen.
Aus diesem Grund veranstalteten wir am 09.11.2020 das 20. Nachhaltigkeitsforum zum Thema „Nachhaltiges Wirtschaften und Innovationen“ welches durch die Covid19-Pandemie das erste Mal online stattfand. Als Hauptredner war Jan Bredack eingeladen, Gründer von der veganen Marke und Supermarktkette Veganz, um den Beitrag seines Unternehmens zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu präsentieren. Jan Bredack wurde 1972 in Ostdeutschland geboren und startete seine Karriere in der Automobilindustrie. Im Frühjahr 2011 gründete er die Firma Veganz. Im Jahr 2015 erhielt Veganz den PETA Progress Award für nachhaltiges Wirtschaften. Das Unternehmen betreibt drei Supermärkte und ist mit ihrer Marke nach eigenen Angaben einer von weltweit wenigen Vollsortiment-Anbietern für vegane Produkte. Nach der Keynote von Jan Bredack und seinen Kollegen von Veganz konnten Fragen gestellt werden und es wurde angeregt diskutiert.
Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden in interaktiven Workshops zu den Themen: Ernährung, Verkehr, Reisen und Tourismus, Gebäude und Wohnen, Konsumgüter und Bekleidung und Textilien. Dabei arbeiteten die einzelnen Workshop-Team jeweils anhand des PESTEL Schemas (political – economic – social – technological – ecologic – legal) die Rahmenbedingungen für nachhaltige Innovationen in den jeweiligen Konsumbereichen heraus.
Generell wurde das 20. Nachhaltigkeitsforum von allen Teilnehmenden gut angenommen, trotz des ungewohnten Formats. Durch die interaktiven Workshops konnten die Studierenden ihre eigenen Erkenntnisse gewinnen und so einen guten Einblick in nachhaltiges Wirtschaften und innovative Unternehmensstrukturen bekommen.
19. Nachhaltigkeitsforum
„Demokratie und Nachhaltigkeit“
»Demokratie und Nachhaltigkeit«: Rund 230 Interessierte diskutierten beim 19. Nachhaltigkeitsforum der HWR Berlin am 4. November. Zu Gast war Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen.
„Ein ‚Weiter so!‘ kann es nicht geben, wenn wir auf den Klimawandel und andere Herausforderungen blicken“, betonte Robert Habeck in seinem Vortrag. Viele Menschen hätten jedoch Angst davor, etwas anders zu machen. Am 4. November 2019 war der Bundesvorsitzende der Grünen zu Gast beim 19. Nachhaltigkeitsforum der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin). Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt: Rund 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer debattierten am Campus Schöneberg mehr als zwei Stunden über „Demokratie und Nachhaltigkeit“.
Nachhaltigkeit zentrales Thema – weltweit und an der HWR Berlin
„Nie zuvor haben so viele Menschen weltweit das Thema Nachhaltigkeit diskutiert wie heute“, sagte Prof. Dr. Andreas Zaby zur Begrüßung. Er bedankte sich bei Prof. Dr. Anja Grothe für ihr langjähriges Engagement für das Thema Nachhaltigkeit − an der HWR Berlin und darüber hinaus. Die Professorin ist Gründungsmitglied des Instituts für Nachhaltigkeit (INa) und lehrt Nachhaltigkeitsmanagement am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der HWR Berlin. Nachhaltigkeit sei ein Thema, das sich quer durch alle Bereiche und Studiengänge der HWR Berlin ziehe, so Zaby.
Einführend erläuterte Prof. Dr. Anja Grothe, warum „Nachhaltigkeit und Demokratie“ ein so wichtiges Thema ist: Globale Veränderungen wie das Artensterben oder die Erderwärmung stellten Demokratien vor große Herausforderungen. Sie stünden unter Druck, diesen Herausforderungen zu begegnen. „Wir kennen das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung, setzen es aber nicht um, sondern leben von der Substanz, statt von den Zinsen“, kritisierte sie.
„Wirtschaft muss nachhaltig handeln, um langfristig zu funktionieren. Denn wir haben nur eine Erde.“
Prof. Dr. Anja Grothe, Professorin für Nachhaltigkeitsmanagement an der HWR Berlin
Das 19. Nachhaltigkeitsforum stelle die Frage, „welche Herausforderungen die Politik adressieren muss“, so Grothe, die als Moderatorin durch den Abend führte. Das Institut für Nachhaltigkeit der HWR Berlin veranstaltet das Forum gemeinsam mit der Gesellschaft für Nachhaltigkeit. Die Veranstaltung wird vom Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes unterstützt.
Nicht nachhaltiges Verhalten gefährdet Sicherheit
Öffentliche Sicherheit sei eng mit dem Thema Nachhaltigkeit verknüpft, erklärte Prof. Dr. Claudius Ohder, Kriminologe und Vizepräsident der HWR Berlin. Seine Überzeugung: „Fehlende Nachhaltigkeit unterminiert die öffentliche Sicherheit und Ordnung.“ Die Nachfrage nach natürlichen Gütern wie Wasser, Holz, seltenen Erden oder begehrten Tierarten steige weltweit. Immer mehr Akteurinnen und Akteure konkurrierten um immer knapper werdende Ressourcen. Gemeinschaftliche und individuelle Rechte an natürlichen Rohstoffen müssten gesichert werden, um Ausbeutung, Gewalt und Korruption einzudämmen, so Ohder.
Jetzt die Weichen für die Zukunft stellen
„Die Klimakrise ist das größte Marktversagen der Geschichte“, zeigte sich Gastredner Robert Habeck überzeugt. Sie führe zu Völkerwanderungen, Vertreibungen, Kriegen und Krisen. „Planetare Grenzen und demokratische Spielräume“, lautete das Thema seines Vortrags. Viele Anpassungsprozesse seien erforderlich, um der globalen Erderwärmung zu begegnen, erklärte der Bundesvorsitzende der Grünen. Kernaufgabe der Politik sei es, die Weichen für Veränderungen richtig zu stellen. Aktuell seien sie jedoch falsch gestellt.
Wandel sei das Wesen der Demokratie. Um nachhaltiges Verhalten zu fördern, schlug Habeck konkrete Maßnahmen vor:
- Falsche Anreize für umweltschädliches Verhalten abschaffen, wie zum Beispiel die Subvention von Flugbenzin
- Dinge und Verhalten, die die Umwelt schädigen, konsequent verbieten
- Richtige Preissignale setzen, zum Beispiel durch einen hohen CO2-Preis
Kann Demokratie Umweltprobleme lösen?
Im Anschluss an die Präsentationen war viel Raum für Diskussionen: „Warum passiert politisch zu wenig?“, lautete eine zentrale Frage aus dem Publikum. Oder: „Ist Demokratie zu schwerfällig, um Herausforderungen zu lösen?“ Die Demokratie sei durchaus in der Lage, Probleme zu lösen, so die Überzeugung der Fachleute. Leider seien die Probleme schon sehr weit fortgeschritten. Erkenntnisse müssten deshalb sehr schnell umgesetzt werden.
Freiheitsrechte wie Geburten, Bildung oder die Wahl des Wohnorts, sollten dabei nicht beschnitten werden, so die einhellige Meinung. Nachhaltigkeit müsse auf anderem Wege erreicht werden. Neben dem Klimawandel waren auch Mobilität, vegane Ernährung oder die begrenzte Haltbarkeit von Industrieprodukten ein Thema. Die Diskussionen waren informativ und intensiv: „Toll, dass es das Nachhaltigkeitsforum gibt. Ich nehme sehr viel Impulse und Gedanken mit nach Hause“, so das Feedback einer Teilnehmerin.
18. Nachhaltigkeitsforum
„Die Zukunft des nachhaltigen Wirtschaften in der digitalen Welt“
Im Rahmen des 18. Nachhaltigkeitsforums an der HWR Berlin am 05. November dialogisierten Prof. Dr. Holger Rogall (ehemaliger Direktor des Instituts für Nachhaltigkeit der HWR Berlin), Prof. Dr. Nina Michaelis (Dozentin für Nachhaltige Ökonomie und internationale Wirtschaftsbeziehungen an der FH Münster), Prof. Dr. Anja Grothe (Hochschullehrerin für Nachhaltigkeitsmanagement an der HWR Berlin), Prof. Dr. Tobias Popović (Zentrum für Nachhaltiges Wirtschaften und Management an der HFT Stuttgart), Prof. Dr. Peter Hennicke (Mitglied im Club of Rome und ehemaliger Präsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie), sowie Michael Müller (Bundesvorsitzender des Vereins NaturFreunde Deutschlands sowie ehemaliger Staatssekretär beim Bundesminister für Umwelt) die Erfordernisse einer radikalen Umgestaltung und Reorganisation ökonomischer Strukturen, um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts erfolgreich zu überwinden.
In den Überlegungen und Diskussionen der Expert*innen nahm die voranschreitende Digitalisierung unserer Lebenswelt eine wichtige Rolle ein, dessen Verknüpfung mit einer sozial-ökologischen Transformation disziplinübergreifend behandelt wurde. Es herrschte Einigkeit darüber, dass es einen gesellschaftlichen Diskurs über den Verwendungsmodus digitaler Technologien bedarf. D.h. die der Digitalisierung inbegriffenen Möglichkeiten sollten für den ökonomischen und gesellschaftlichen Übergang in eine solidarische, demokratische und materialistisch-reduktive Moderne eingesetzt werden.
Darüber hinaus stand die kritische Auseinandersetzung mit den derzeitigen Entwicklungen der deutschen Hochschullandschaft im Fokus. Die an dem Nachhaltigkeitsforum teilnehmenden Expert*innen befürworten und fordern die derzeitige auf neoklassischen und keynesianischen Denkschulen beruhende wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung durch eine pluralistische Perspektive auf Ökonomie zu ersetzen. Neben der Nachhaltigen Ökonomie wären hier beispielsweise Ansätze wie die Postwachstumsökonomie, Circular Economy, Gemeinwohlökonomie, Steady State Ökonomie oder die „Ökonomie für den Menschen“ (Amartya Sen) zu nennen.
Während des Forums wurde Holger Rogall als bisheriger Direktor des Instituts für Nachhaltigkeit (INa) der HWR Berlin mit einigen amüsanten und gleichzeitig wehmütigen Anekdoten seiner treuen Kolleg*innen und beruflichen Begleiter*innen feierlich verabschiedet. Damit verliert die HWR Berlin einen überaus wichtigen Vordenker einer auf Humanismus, Solidarität und planetarischen Grenzen ausgerichteten Ökonomie, sowie einen Befürworter und Verfechter einer auf den Prinzipien der Nachhaltigkeit abzielenden akademischen Ausbildung. Selbstverständlich bleibt uns Holger Rogall als Vorstandvorsitzender der Gesellschaft für Nachhaltigkeit erhalten.
Die thematische Gestaltung des 18. Nachhaltigkeitsforums erfolgte anhand des von der Gesellschaft für Nachhaltigkeit und des Netzwerks Nachhaltige Ökonomie veröffentlichten Sammelbands „Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2018 / 19 – Im Brennpunkt: Zukunft des nachhaltigen Wirtschaftens in der digitalen Welt“, das beim Metropolis Verlag seit kurzer Zeit erhältlich ist (https://www.metropolis-verlag.de/Jahrbuch-Nachhaltige-Oekonomie-2018–19/1339/book.do).