Problemfeld (4) – Übernutzung erneuerbarer Ressourcen

Nutzen Menschen mehr nachwachsende Ressourcen, als sich im gleichen Zeitabschnitt erneuern, sinkt der Bestand des Naturkapitals bis hin zur völligen Erschöpfung. Viele dieser natür­lichen Ressourcen sind unerlässlich, um menschliche Grundbedürfnisse zu erfüllen und das Ökosystem zu bewahren. Dazu gehören Frischwassernutzung, bzw. Verfügbarkeit von Frischwasser, Waldflächen und die Entwicklung der Fischbestände in den Ozeanen.

Wälder haben viele Funktionen und sind für das ökologische Gleichgewicht von großer Bedeutung: Sie dienen als Wasser- und CO2-Speicher sowie als artenreicher Lebensraum. Darüber hinaus haben Wälder für den Menschen eine ökonomische (u.a. Nutz- und Brennholz sowie Nahrung) sowie kulturelle (z.B. Tourismus) Funktion.

Wasser ist eine existenzielle Ressource – das wichtigste Nahrungsmittel überhaupt -, von deren Verfügbarkeit und Qualität die Existenz der gesamten Biosphäre, das Wohlergehen der Menschheit, ihre Ernährung und viele industrielle Prozesse abhängen. Der Mangel an sauberem Trinkwasser ist daher eine zentrale Gefahr.

Frischwassernutzung

Als Folgen der Übernutzung von Trinkwasser sind bereits heute mehr als 4 Mrd. Menschen betroffen, sie unterliegen mindestens einen Monat pro Jahr von schwerer Wasserknappheit. Rund 1,6 Mrd. Menschen sind dauerhaft von Wassermangel betroffen (UNESCO 2020: 18). Die Prognose ist, dass bis zum Jahr 2050 mehr als 50 % der Weltbevölkerung in Gebieten mit extremem Wassermangel leben werden (UNESCO 2020: 26). Schon im Jahr 2030 könnten 700 Mio. Menschen aufgrund von Wasserknappheit vertrieben werden (UN 2020: 11). Weiterhin verfügen weltweit etwa 3 Mrd. Menschen über keine einfache Handwasch-gelegenheit im Haus, eine wichtige Hygienemaßnahme zur Verhinderung der Übertragung von Infektionskrankheiten (UN 2020: 11).

Durch Düngung in der Landwirtschaft stieg die Nitratkonzentration stieg (mit einem kurzen Rückgang im Jahr 2017) in der EU seit dem Jahr 2012 von 20,53 mg NO3/l auf 21,98 mg NO3/l im Jahr 2018 und beeinträchtigt die Qualität des Grundwassers (Eurostat: SDG_06_40).

Als Graphik hier verfügbar:

SDG 06_40 Nitratkonzentration im Grundwasser

Und als Datensatz hier:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_06_40/default/table?lang=de

Bewertung

Vor allem in Zeiten einer globalen Pandemie, sind Hygienemaßnahmen ein wichtiger Bestandteil zur Eindämmung von Krankheiten. Zwar stieg die Anzahl der Personen die einen sicheren Zugang zu Trinkwasser hatten zwischen 2000 und 2017 von 61 auf 71 %, gleichzeitig haben 2,2 Mrd. Menschen keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser und 785 Mio. von ihnen auch keinen Zugang zu einfacher Trinkwasserversorgung. Wasserstress misst sich am Verhältnis von Süßwasserentnahme zu Süßwasservorkommen. Weltweit ist dieser Wert mit 17 % unbedenklich, es treten aber enorme regionale Unterschiede auf, in Nordafrika liegt der Grad des Wasserstresses im Jahr 2017 bei 102,9 %[1] (UN 2020: 36-37). Auch in der EU leidet die Qualität des Grundwassers unter einer steigenden Nitratkonzentration.

[1] Der Grad des Wasserstresses berechnet sich aus dem Verhältnis von Süßwasserentnahme zum Süßwasservorkommen. Ein Wasserstress über 100 % bedeutet, dass mehr Süßwasser entnommen wird, als vorhanden ist.

Wälder und Vegetation

Die globale Waldfläche wird auf 4 Mrd. ha im Jahr 2020 (31 % der globalen eisfreien Landfläche) geschätzt (FAO 2020b: 14-15). Zwischen 2015 und 2020 wurden jedes Jahr 10 Mio. ha Waldfläche vernichtet (UN 2020: 20 & 55). Der Anteil der Waldfläche verringerte sich weltweit innerhalb von 20 Jahren von 31,9 % (2000) auf 31,2 % (2020). Dies entspricht einem Nettoverlust von fast 100 Mio. ha auch wenn der Anteil der Wälder der in Schutzgebieten liegt gestiegen oder stabil geblieben ist (UN 2020: 55). Nachhaltige Forstwirtschaft ist hier der Schlüssel um den Trend vollständig umzukehren. Zertifizierung von Holz und anderen forstwirtschaftlichen Produkten ist ein bedeutender Indikator für eine bessere Bewirtschaftung der Wälder. Die durch FSC (Forest Stewardship Council) und PEFC (Programme for Endorsement of Forest Certification) zertifizierte Fläche hat seit 2010 um über 70 Mio. ha. auf 426 Mio. ha zugenommen (FAO 2020b: 75).

In Europa ist die Gesamtentwicklung hingegen positiv. Der Anteil der Waldfläche an der gesamten Landfläche nahm von 2012 bis 2018 sowohl in Deutschland (von 31,1 % auf 32,3 %) als auch in der EU‑28 (von ca. 40 % auf 43,4 %) zu (Eurostat: SDG_15_10).

Bewertung

Verursacht durch landwirtschaftliche Expansion, nimmt die Fläche der Waldgebiete weltweit alarmierend ab. Abnehmende Artenvielfalt (Problemfeld (2)), Bodendegradation (Problemfeld (3)) sowie steigende Kohlendioxidemissionen (Problemfeld (1)) sind u.a. die Folgen dieser Waldverluste. Diese täuschen nicht über die positiven Entwicklungen in der EU‑28 und Deutschland hinweg.

Fischbestände

Der Anteil der Fischbestände innerhalb biologisch nachhaltiger Grenzen sank von 90 % (1974) auf 66 % (2017, UN 2020: 53). Um die Erträge weiter zu steigern, wurde in den letzten Jahrzehnten eine umfängliche Fischzucht aufgebaut (Aquakultur), die heute schon die Hälfte der Fangerträge ausmacht (FAO 2020a: 22). Die als Natura 2000 ausgewiesen Fläche hat in der Zeit zwischen 2011‑2019 in der EU von 177.483 km2 auf 441.001 km2 zugenommen. In Deutschland ist die Fläche im gleichen Zeitraum unverändert bei 25.603 km2 geblieben.

Als Graphik hier verfügbar:

SDG 14_10 Fläche der im Rahmen von Natura 2000 ausgewiesenen Meeresgebiete

Und als Datensatz hier:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_14_10/default/table?lang=de

Bewertung

Der Rückgang der Fischbestände hat sich zwar verlangsamt, wird aber mittelfristig den Zusammenbruch bestimmter globaler Fischbestände nicht verhindern. Um dies zu verhindern und die Nachhaltigkeit der Bestände wiederherzustellen sind jedoch umfangreiche Maßnahmen zu ergreifen. Denn für einen großen Teil der Menschen in den Entwicklungsländern stellt der Fischfang die einzige Quelle der Protein Versorgung dar.

Natura 2000-Schutzgebiete, sind keine ausschließenden Schutzgebiete und versuchen wirtschaftliche und soziale Interessen in Einklang zu bringen und der Erfolg ist maßgeblich von der Kooperation der Flächeneigentümer*innen und ‑nutzer*innen abhängig. Alle sechs Jahre muss der Europäischen Kommission Bericht erstattet werden, die Schutzbedingungen könnten noch konsequenter erfolgen (BMU 2021).

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Literatur

Bundesumweltministerium (2021): Natura 2000. URL: https://www.bmu.de/themen/natur-biologische-vielfalt-arten/naturschutz-biologische-vielfalt/gebietsschutz-und-vernetzung/natura-2000 (gesehen am: 05.08.2021).

Eurostat – statistisches Amt der Europäischen Union: SDG_06_40. SDG_06_40 – Nitratkonzentration im Grundwasser (Quelle: EUA). URL: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_06_40/default/table?lang=de.

Eurostat – statistisches Amt der Europäischen Union: SDG_15_10. SDG_15_10 – Anteil der Waldfläche % der gesamten Landfläche. URL: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/sdg_15_10/default/table.

FAO – Food and Agriculture Organization (2020a): FAO Yearbook. Fishery and Aquaculture Statistics 2018/FAO annuaire. Statistiques des pêches et de l’aquaculture 2018/FAO anuario. Estadísticas de pesca y acuicultura 2018.

FAO – Food and Agriculture Organization (2020b): Main report. Global forest resources assessment, 2020. Rome.

UN – United Nations (2020): The Sustainable Development Goals Report 2020.

UNESCO – United Nations Educational Scientific and Cultural Organization (2020): Water and climate change. United Nations World Water Development Report 2020. The United Nations world water development report, 2020. [S.l.].